14.11.2018 09:52 Uhr

Wenn der FC Bayern seinen Trainer feuert ...

Beim FC Bayern vorzeitig entlassen: Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal, Felix Magath, Carlo Ancelotti
Beim FC Bayern vorzeitig entlassen: Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal, Felix Magath, Carlo Ancelotti

Nach gut vier Monaten im Amt ist Trainer Niko Kovac beim FC Bayern München nicht mehr unumstritten. Falls der Kroate, dessen Vertrag in München noch bis 2021 läuft, vorzeitig seinen Hut beim deutschen Fußball-Rekordmeister nehmen muss, wäre er in prominenter Gesellschaft.

Vier Übungsleiter feuerte der FC Bayern in diesem Jahrtausend vor Ablauf ihres Kontrakts: Felix Magath, Jürgen Klinsmann, Louis van Gaal und Carlo Ancelotti. weltfussball.de blickt zurück auf die Entlassungen.

Warum war die Zeit der vier namhaften Trainer schon abgelaufen? Gibt es Parallelen zur aktuellen Situation unter Kovac? Und was erreichten die Nachfolger von Magath, Klinsmann und Co.?

Felix Magath (1.7.2004 bis 31.1.2007): Rauswurf trotz historischer Erfolge

Das Engagement des als harten Hund bekannten Trainers in München begann historisch gut: In seinen ersten beiden Saisons gewann Magath das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal - das gelang sonst keinem Coach in der Vereinsgeschichte der Bayern.

Nach dem blamablen Aus im Champions-League-Achtelfinale 2005/2006 gegen den AC Milan (1:1, 1:4) wuchsen vereinsintern allerdings die Zweifel an Magath.

Endgültig zum Verhängnis wurde "Quälix" die enttäuschende Hinrunde der folgenden Bundesliga-Spielzeit und "die Sorge um die direkte Qualifikation für die Champions League", wie Karl-Heinz Rummenigge erklärte.

Nachfolger von Magath wurde ein alter Bekannter: Ottmar Hitzfeld. Unter der Regie des Trainer-Routiniers, der die Münchner 2001 zum Triumph in der Königsklasse geführt hatte, gelang allerdings nur der Einzug in den UEFA-Pokal.

Magath ging später betont cool mit seiner Entlassung um. "Das Ende beim FC Bayern hat mich überhaupt nicht berührt. Ich bin nach München mit einem Dreijahresvertrag gegangen und im festen Bewusstsein, dass jedes Jahr, das ich überlebe, ein Gewinn ist. Schlechte Ergebnisse kann man immer leicht dem Trainer in die Schuhe schieben", sagte er im Jahr 2017 gegenüber "Cicero".

Jürgen Klinsmann (1.7.2008 bis 27.4.2009): Modernisierer scheitert auf ganzer Linie

Als großer Modernisierer trat Klinsmann zwei Jahre nach seinem Abschied als DFB-Teamchef die Trainerstelle bei den Bayern an. Er wolle "positive Energien freisetzen" und "das Maximum" erreichen, sagte der frühere Bayern-Profi, der von Uli Hoeneß bei seiner Vorstellung als "Querdenker" gelobt wurde.

Doch die Ehe zwischen Klinsmann und den Bayern war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nicht nur das Aufstellen von Buddha-Statuen an der Säbener Straße ("Wir werden ein Energiefeld aufbauen, dass den Spielern viel Spaß machen wird") sorgte für Kopfschütteln. Auch weitere vermeintlich innovative Maßnahmen des Sommermärchen-Machers von 2006 fanden keinen Anklang bei Spielern und Verantwortlichen.

"Er wollte im Verein alles ändern, das tut man nicht", sagte der langjährige Münchner Mediendirektor Markus Hörwick später gegenüber der "Zeit".

Nach einem 0:1 gegen Schalke 04, der siebten Niederlage im 29. Ligaspiel, und nur knapp zehn Monaten im Amt musste Klinsmann die Koffer packen. Jupp Heynckes übernahm den Trainerposten interimsweise und führte die Bayern noch in die Champions League. 

Louis van Gaal (01.7.2009 bis 9.4.2011): Titel und Talentförderung reichen nicht

Nachdem das Experiment mit Klinsmann gescheitert war, setzte der FC Bayern mit Louis van Gaal wieder auf einen erfahrenen Fußballlehrer mit eher klassischer Arbeitsweise. Der Niederländer, Champions-League-Sieger 1995 mit Ajax Amsterdam, wechselte von AZ Alkmaar nach München.

Nach holprigem Beginn seines Engagements schaffte es der "Tulpen-General", dem Rekordmeister einen attraktiven Ballbesitzfußball zu verordnen. In seiner ersten Saison gewann er auf Anhieb das Double.

Zudem bestätigte van Gaal seinen Ruf als herausragender Talentförderer. Aus dem eigenen Nachwuchs beorderte er unter anderem Thomas Müller und Holger Badstuber ins Profi-Team. Bastian Schweinsteiger, bis dato Flügelspieler, versetzte der Coach dauerhaft auf dessen spätere Paradeposition im defensiven Mittelfeld.

Lange hielt der Frieden mit dem knorrigen Übungsleiter jedoch nicht. Nach dem Abrutschen auf Tabellenplatz vier zogen die Verantwortlichen im Frühjahr 2011 die Reißleine und feuerten van Gaal.

"Fußball muss auch Spaß machen, aber der Spaß hat beim FC Bayern schon längere Zeit gefehlt", begründete Hoeneß den Schritt.

Als Nachfolger installierten die Bosse bis Saisonende van Gaals Co-Trainer Andries Jonker. Unter seiner Regie qualifizierten sich die Münchner noch für die Königsklasse.

Carlo Ancelotti (1.7.2016 bis 28.9.2017): Zerwürfnis mit der Mannschaft nicht zu kitten

Mit großen Hoffnungen trat der Italiener nach der Saison 2015/2016 das schwere Erbe von Pep Guardiola an. Doch gleich in der ersten Spielzeit gab es die erste Enttäuschung: Unter Ancelottis Regie gewannen die Bayern "nur" die Meisterschaft.

In der Champions League war im Viertelfinale gegen Real Madrid, im DFB-Pokal im Halbfinale gegen den späteren Sieger Borussia Dortmund Endstation.

Dass die Bayern nach den mitunter glanzvollen Jahren unter Guardiola plötzlich auch spielerisch schwächelten, schwächte Ancelottis Position zusätzlich. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich das immer weiter fortschreitende Zerwürfnis zwischen dem erfahrenen Coach und einem Großteil des Kaders.

Als die Münchner Ende September 2017 in der Königsklasse sang- und klanglos mit 0:3 bei Paris Saint-Germain untergingen und in der Liga zudem nur auf Rang drei rangierten, folgte die Trennung.

"Die Leistungen unserer Mannschaft seit Saisonbeginn entsprachen nicht den Erwartungen, die wir an sie stellen", sagte Rummenigge. "Carlo ist mein Freund und wird es bleiben, aber wir mussten hier eine professionelle Entscheidung im Sinne des FC Bayern treffen."

Wieder einmal sprang Jupp Heynckes als "Retter" ein. Der aus der wohlverdienten Rente zurückgeholte Triple-Trainer von 2013 führte die Mannschaft immerhin noch zum Meistertitel.

Tobias Knoop

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